Einleitung | Methoden | Rahmen Teil 1 / Teil 2 | Sprechblasen Teil 1 / Teil 2

Kleine Besonderheiten vieler Szenen lassen im Detail die Liebe der Autoren erkennen, die sie jeder Geschichte zuteil werden lassen. Einiger dieser Details sollen in diesem Themenbereich Rechnung getragen werden: Da sind die kleinen Spielereien, die die Figuren oder Ereignisse über den engen Rahmen einer Szenenbegrenzung hinaus lebendig werden lassen, auch die Sprechblasen geben den Autoren die Möglichkeit die Stimmung eines Charakters zum Leser zu transportieren. Sie beinhalten jeweils in einem Panel gesprochenen oder gedachten Text. Auch die Anordnung und Variation der Panels und Sprechblasen bietet in der Asterix-Serie sehr viele Möglichkeiten, einen zweidimensionalen Comic lebendig werden zu lassen.
Auf den folgenden Seiten wird in den beiden Kategorien "Rahmen" und "Sprechblasen" unterschieden und bebilderte Beispiele in chronologischer Reihenfolge der deutschen Erscheinungsweise, die von der französischen Originalveröffentlichung abweicht, aufgezeigt. Zudem bietet die Seite der Methoden eine Übersicht der verwendeten Bildsymbolik, die in den Asterix-Heften verwendet wurden. Diese Übersicht hat wegen der schier unglaublichen Vielfalt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Aus Gründen der Seitengrößen sind die Übersichten mit den Rahmen und Sprechblasen jeweils auf zwei Seiten verteilt. Teil 1 beinhaltet die Übersicht zu den Abenteuern Band 1 bis 20, Teil zwei die Abenteuer von Heft Nummer 21 bis 39.
Die dritte Dimension


Es ist, als ob die vierte Seite des Bühnenraums fehlt, damit das Publikum unbemerkt zuschauen kann. Ein Durchbrechen der vierten Wand geschieht, wenn eine Figur das Publikum direkt anspricht oder sich auf eine Weise verhält, die die Illusion durchbricht, oft aus komödiantischen, satirischen oder dramatischen Gründen. Weil diese Besonderheit nicht ganz unter den Tisch fallen soll, werden in den folgenden Zeilen diese Szenen zusammengefasst.
VI - Tour de France

Hier zwinkert Idefix auf dem letzten Bild der letzten Seite dem Leser zu (Zeichnung links oben), nachdem er seit Lutetia Asterix und Obelix gefolgt war. Dass er am Ende dafür Aufmerksamkeit und einen Knochen bekommt, scheint nur der gerechte Lohn für die Mühen zu sein. Besonders bemerkenswert ist, dass Idefix ab diesem Abenteuer dauerhafter Begleiter von Obelix wird.
VIII - Asterix bei den Briten

Auf Seite 36 ist der Wirt der Taverne "Zum Freund Schnurstrax" dermaßen begeistert von seiner Mannschaft aus Camulodunum ("Camulodunum vor ... noch ein Tor!"), dass sich Obelix, an den Leser gewandt, an die Stirn tippt.
IX - Asterix und die Normannen


aus: Asterix als Legionär
X - Asterix als Legionär

Im zweiten Bild auf Seite 20 zeigt sich Tennisplatzis verwundert, dass er, der davon ausgeht dass es sich bei der Kommandantur in Condate immer noch um ein reguläres Gasthaus handelt, sich ausziehen soll. Entsprechend verwundert blickt er dem Betrachter direkt in die Augen (Bild rechts).
XI - Asterix und der Arvernerschild


Als jedoch kurze Zeit später der Ärger verraucht ist und beide sich in die Arme fallen, sitzt Idefix in der Mitte des Weges und tickt sich, an den Leser gerichtet, mit einem "Tock! Tock! Tock!" an die Stirn.
XIX - Der Seher

Als der Seher Lügfix die oberen Zehntausend des gallischen Dorfes mittels der Innereien eines Fisches über die unmittelbare Zukunft aufklärt (diese Szene ist übrigens eine Reminiszenz an das Gemälde "Die Anatomie des Dr. Tulp" von Rembrandt), blickt Asterix über seine Schulter zum Leser, während alle andere gebannt auf den toten Fisch starren.
aus: Die große ÜberfahrtXXII - Die große Überfahrt

In diesem Abenteuer gibt es gleich drei Szenen, in denen sich die Darsteller an den Leser wenden: Nachdem sich Asterix und Obelix auf Seite 20 über die Vorgehensweise in der ungewohnten Umgebung nicht einig sind und sich darüber streiten, wie sie überhaupt in diese Situation gekommen seien, bringt ein von einem Indianer abgeschossener Pfeil beide zum Schweigen.
Nachdem dieser Pfeil den Hinweis darauf gibt, wo man die mutmasslichen Einwohner jetzt suchen solle (man müsse nämlich nur dem Pfeil folgen, aber in umgekehrter Richtung - Logisch!), kann Obelix mit dieser Erklärung von Asterix wenig anfangen und fragt an den Leser gerichtet: "Das soll logisch sein?".
aus: Asterix im MorgenlandXXVIII - Asterix im Morgenland

Auf Seite 43 spricht der Fakir Daisayah zum Leser und teilt ihnen hinter vorgehaltener Hand mit, welche Pläne er mit der Opferung der Prinzessin Orandschade tatsächlich verfolge: Nach der Tochter käme nämlich der Vater an die Reihe, und ganz nach dem Vorbild seines Vetters Isnogud Daisayah von der Stunde Null an Radscha anstelle des Radschas.
XXXII - Asterix plaudert aus der Schule

Hier gibt es mehrere Szenen, in denen sich die Figuren direkt an den Leser richten: In der Kurzgeschichte "Olympiade in Lutetia" spricht Asterix am Ende augenzwinkernd das Resumee der Geschichte verbunden mit der Hoffnung, dass eines Tages die Pariser die Olympischen Spiele erneut unter dem schönen Himmel ihrer Stadt austragen würden (diese Kurzgeschichte sollte die Bewerbung Frankreichs für die Olympischen Spiele 1992 unterstützen), direkt zum Leser.
aus: Asterix plaudertaus der Schule
Und schließlich zwinkert wieder einmal Idefix am Ende der Geschichte "Unter dem Mistelzweig" dem Leser zu, weil er es im Gegensatz zu Obelix geschafft hatte, von Falbala unter dem Mistelzweig einen Kuss zu bekommen.
XXXIV - Asterix und Obelix feiern Geburtstag

In diesem Album wenden sich einige Charaktere direkt an den Leser. Dazu trägt auch der Umstand bei, dass dieses Heft kein zusammenhängendes Abenteuer beinhaltet, sondern eine Aneinanderreihung verschiedener Szenen, die in ihrer zeichnerischen Ausprägung speziell für den Leser ins Bild gesetzt wurden. So präsentiert Madame Methusalix ihre für Obelix entworfene Kollektion in mehreren Szenen mit direkter Ansprache an den Leser. Auch Numerobis und der Pirat Baba richten sich an den Leser, wobei sie eigentlich den beiden Galliern Asterix und Obelix zum Geburtstag gratulieren.
Ebenso erklärt Methusalix wie er die Fitness der Gallier wiederherstellen will nicht wirklich an die umstehenden Personen, sondern mit einem Blick in der dritten Dimension. In diesem Sinne ist dieses Album eine Hommage, in der die Figuren weniger untereinander agieren, als dem Leser direkt ihre Vorstellungen eines Geschenkes präsentieren. In der gleichen Weise wird von den Figuren noch desöfteren Blickkontakt mit dem Leser aufgenommen, jedoch ohne dass eine direkte Interaktion gewünscht wäre. Genau genommen werden sich die Charaktere eher an umstehende Dorfbewohner, als tatsächlich an den Leser.