Anmerkungen zur deutschen Übersetzung Asterix bei den Pikten

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Comedix
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Anmerkungen zur deutschen Übersetzung Asterix bei den Pikten

Beitrag: # 52242Beitrag Comedix »

Hallo liebe Freunde,

heute habe ich gelesen, dass der Asterix-Experte Wolfram Ax den "Ausonius-Preis" erhält. Ich war etwas überrascht, weil ich den Namen Wolfram Ax im Zusammenhang mit Asterix noch nie bewusst wahrgenommen habe. Trotzdem sei erwähnt, dass er im Dezember 2013 Anmerkungen zur deutschen Übersetzung Asterix bei den Pikten auf seinem Blog zum Besten gegeben hat. Vielleicht war das Anderen ja auch unbekannt:

"Asterix zu übersetzen ist anerkanntermaßen ein schweres Brot. Die Fülle der Wort- und Klangspiele, der meist umgangssprachlichen idiomatischen Wendungen, die zahlreichen inhaltlichen Anspielungen – besonders auf die aktuelle französische Welt u.a.m. machen den Text eigentlich unübersetzbar und stellen jedenfalls den Übersetzer vor die schwierige Aufgabe, den richtigen Kurs zwischen Werktreue und kaum vermeidbaren eigenen Neuansätzen zu fahren. Man muss leider sagen, dass es dem deutschen Übersetzer des neuerschienen Bandes weitgehend nicht gelungen ist, diesen Kurs zum Vorteil des Originals zu halten (1). Vielmehr hat er passagenweise eigenständige Neuvertextungen vorgelegt, die zu Ungenauigkeiten, Missverständnissen und nachteiligen Abweichungen vom Original führen. Dazu kommen Übersetzungsfehler und zahlreiche Ungenauigkeiten und Flüchtigkeiten. Ich kann im Folgenden natürlich nur exemplarisch vorgehen."

Sehr ausführlich weiter geht der Text auf seinem Blog, wo es auch die Rezension zu Asterix bei den Pikten gibt.

Gruß, Marco
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Troubadix

Re: Anmerkungen zur deutschen Übersetzung Asterix bei den Pi

Beitrag: # 52243Beitrag Troubadix »

Habe mir Herrn Axens Blogeintrag ganz durchgelesen. Er spricht einige gute Punkte an. Was mich stört, ist, dass er kein Verständnis für vom Übersetzer neu hinzugefügte Wortspiele aufbringt. Es ist seit Penndorf gang und gäbe, unübersetzbare Wortspiele in der Asterix-Übersetzung wegfallen zu lassen, als "Ausgleich" dafür aber an anderer Stelle ein neues zu schaffen. Das hat sich bewährt. Bei Asterix geht es nicht um wortgetreues Übersetzen, sondern darum, das Lesevergnügen des französischen Lesers für den Deutschen beizubehalten, das will Ax einfach nicht verstehen.
Man könnte höchstens eine zusätzliche, originalgetreu neu übersetzte Asterix-Edition auf den Markt bringen. Dann hätte man, ähnlich wie bei Shakespeare-Übersetzungen, die Wahl. Die Käuferschaft für eine solche Edition wäre aber vermutlich zu gering.
Andy-67

Re: Anmerkungen zur deutschen Übersetzung Asterix bei den Pi

Beitrag: # 52244Beitrag Andy-67 »

Das stelle ich mir recht Interessant vor, die gleiche Ausgabe wortgenau übersetzt und im bisherigen Stil Übersetzt nebeneinander zu legen und zu vergleichen.
Troubadix

Re: Anmerkungen zur deutschen Übersetzung Asterix bei den Pi

Beitrag: # 52245Beitrag Troubadix »

Andy-67 hat geschrieben:Das stelle ich mir recht Interessant vor, die gleiche Ausgabe wortgenau übersetzt und im bisherigen Stil Übersetzt nebeneinander zu legen und zu vergleichen.
Jupp, damit könnte ich bestimmt ein Wochenende verbringen :-D
Andy-67

Re: Anmerkungen zur deutschen Übersetzung Asterix bei den Pi

Beitrag: # 52246Beitrag Andy-67 »

Ja, dann gemütlich auf das Sofa gesetzt eine schöne Kanne Tee/ alternativ einen guten Wein
Christian
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Re: Anmerkungen zur deutschen Übersetzung Asterix bei den Pi

Beitrag: # 52250Beitrag Christian »

Interessant, danke für die Links.

Auch wenn ich mit den Bewertungen nicht voll einverstanden bin...
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WeissNix
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Re: Anmerkungen zur deutschen Übersetzung Asterix bei den Pi

Beitrag: # 52254Beitrag WeissNix »

Troubadix hat geschrieben: Man könnte höchstens eine zusätzliche, originalgetreu neu übersetzte Asterix-Edition auf den Markt bringen. Dann hätte man, ähnlich wie bei Shakespeare-Übersetzungen, die Wahl. Die Käuferschaft für eine solche Edition wäre aber vermutlich zu gering.
IMO völlig überflüssig.
Dann lieber das Original von Google übersetzen lassen, das wäre wenigstens erheiternd...
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Erik
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Re: Anmerkungen zur deutschen Übersetzung Asterix bei den Pi

Beitrag: # 52300Beitrag Erik »

Hallo,
Comedix hat geschrieben:Ich war etwas überrascht, weil ich den Namen Wolfram Ax im Zusammenhang mit Asterix noch nie bewusst wahrgenommen habe.
der Name kam mir gleich irgendwie bekannt vor und jetzt weiß ich auch weshalb. Wolfram Ax hat einen durchaus lesenswerten Beitrag über die Rhetorik-Szene in "Lorbeeren" geschrieben, der im Buch "Asterix und seine Zeit. Die große Welt des kleinen Galliers" abgedruckt ist.
Troubadix hat geschrieben:Habe mir Herrn Axens Blogeintrag ganz durchgelesen. Er spricht einige gute Punkte an. Was mich stört, ist, dass er kein Verständnis für vom Übersetzer neu hinzugefügte Wortspiele aufbringt. Es ist seit Penndorf gang und gäbe, unübersetzbare Wortspiele in der Asterix-Übersetzung wegfallen zu lassen, als "Ausgleich" dafür aber an anderer Stelle ein neues zu schaffen. Das hat sich bewährt. Bei Asterix geht es nicht um wortgetreues Übersetzen, sondern darum, das Lesevergnügen des französischen Lesers für den Deutschen beizubehalten, das will Ax einfach nicht verstehen.
Auch ich habe den ganzen Eintrag nun gelesen und schließe mich dieser Bewertung an.

Herr Ax weist zwar hier und da auf einige bedenkenswerte Punkte hin, wie eine Übersetzung vielleicht noch besser hätte sein können oder wo möglicherweise überflüssig vom Original abgewichen wurde. Insgesamt aber mißt er dem Gewicht des Übertragens im Gegensatz zum strikt wörtlichen Übersetzen bei der Comic-Übersetzung zu wenig Bedeutung bei. Wichtig ist vor allem, daß der Sinn des Comics nicht verfälscht wird. Natürlich sollte nur dort vom Original abgewichen werden, wo es dafür auch einen sachlichen Grund gibt. Aber der kann in vielem liegen, was Herr Ax jedenfalls nicht erkennbar in seine Überlegungen miteinbezieht. So muß der Übersetzer z.B. darauf achten, daß der Text auch im Deutschen wie gesprochen "klingt", er muß die Sprechblasengröße im Auge haben und er muß genügend Humor auf verschiedenen Ebenen unterbringen, mitunter eben auch an Stellen, an denen dies im Original nicht der Fall ist, um Unübersetzbares an anderer Stelle zu kompensieren.

Grundsätzlich ist es dabei m.E. auch nicht verferflich, wenn eine Szene gegenüber dem Original in einer Weise verbessert wird, die auch schon originalsprachlich möglich gewesen wäre. Wenn im Original z.B. - wie Herr Ax vorträgt - Automatix, als er einen Kilt tragen muß, sagt, er erkälte sich immer von den Füßen her, dann ist das nicht weiter lustig. Wenn dies aber Verleihnix sagt, erhält der Text eine neue, absurde Komik, da Verleihnix, wie uns allen bekannt ist, ohnehin stets auf Fußbekleidung verzichtet. Genau diese Art von Humor kennen wir auch schon aus "Gladiator", S. 20, Bild 5, von Goscinny (oder "nur" von Gudrun Penndorf?), wenn Obelix im römischen Bad, als er nur in ein Handtuch gewickelt ist, bemerkt: "Recht kühl, so oben ohne!", wobei er doch bekanntlich auch sonst nie ein Oberteil trägt. - Wenn Herr Ferri in "Pikten" auf den entsprechenden Scherz verzichtet oder die Möglichkeit dazu übersehen hat, dann finde ich es also weder unpassend noch illegitim, daß Klaus Jöken dies durch Vertauschen der Sprechblasen-Texte nachträglich eingebaut hat. Denn der Sinn der Szene wird dadurch in keiner Weise verfälscht: Beide Gallier lamentieren über die ihnen auferlegte Kleidung. Und auch der Humor-Stil entgleitet nicht ins "Unasterixinische".

Insofern denke ich, daß es im Asterix-Universum bis heute nur einen Band gibt, der wirklich unter seiner schlechten Übersetzung leidet. Und der wurde nicht von Herrn Jöken übersetzt.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
Troubadix

Re: Anmerkungen zur deutschen Übersetzung Asterix bei den Pi

Beitrag: # 52320Beitrag Troubadix »

Insofern denke ich, daß es im Asterix-Universum bis heute nur einen Band gibt, der wirklich unter seiner schlechten Übersetzung leidet. Und der wurde nicht von Herrn Jöken übersetzt.

Wink mit dem Palisadenpfahl, was? :-D
"TSCHACK! TSCHIRACK!" - seufz.... :-(
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