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60 Jahre: Asterix und die Goten
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Der Kaukasche Asterix hatte ja nichts mehr mit dem Original zu tun und hat aus einem frankobelgischen Funny ein teutonisches revisionistisches Hetzblatt machen wollen. Das wäre hinsichtlich Verfremdung des Originals vergleichbar mit einem deutschen Verleger, der aus Pippi Langstrumpf in der deutschen Ausgabe eine heroinabhängige Strassennutte gemacht hätte.Nullnullsix hat geschrieben: ↑22. Mai 2021 03:39 Mich wundert, wie in diesem Zusammenhang oft mit zweierlei Mass gemessen wird: Hier scheint eine Mehrheit 'Zeitgeist' als Erklärung/entschuldugung ausreichend und die Kenntnis dieses 'Zeitgeistes' als bekannt voraus zu setzen, bzw den 'Erwerb' dieser Kenntnis in der Verantwortung des Rezipienten zu sehen.
Demgegenüber wird meist die Kauka-Version der ersten Asterix-Geschichten in Bausch und Bogen verdammt - und der diese Version verständlich machende Zeitgeist außer Acht gelassen.
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert, hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Das ist kein Rassismus, das ist bestenfalls ein Ressentiment, schlimmstenfalls ein Fakt.
Rassismus wäre hingegen: Nein, Dir vermiete ich die Wohnung nicht, Mustafa.
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- Nullnullsix
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Doch, jede Menge. In mancher Hinsicht sogar mehr als die 'originalgetreue' Ehapa-Version.
Ja, das sieht aus heutiger Sicht - und mit heutigen Massstäben so aus. Aber wenn man den damaligen 'Zeitgeist' in die Beurteilung mit ein rechnet (was mWn lediglich Eckart Sackmann in seinem Comicforschungsband getan hat - alle anderen, die sich in letzten Jahren dazu geäußert haben, bedenken das eben nicht) sieht das aber anders aus.
PS: Stichwort Rassismus: Da es beim Homo Sapiens nach neuerer Lesart gar keine Rassen gibt, kann es eigentlich -logisch gesehen- auch keinen Rassismus geben...
Eigentlich hätte was passieren müssen, als ich auf den Knopf drückte!
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Ich glaube man sagt hier gar nichts mehr
Gruß Peter
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Wer einem Fremdling nicht sich freundlich mag erweisen, der war wohl selber nie im fremden Land auf Reisen.
Rückert, Friedrich
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Den Gegenbeweis, dass der Zeitgeist für die Beurteilung völlig irrelevant ist, trete ich mit der Intervention der Autoren an, die Kauka daraufhin alle Rechte wieder entzogen haben und sich ab dieser Erfahrung deutsche Übersetzungen haben rückübersetzen lassen, damit eine solche Werkentstellung künftig nicht mehr stattfinden konnte.Nullnullsix hat geschrieben: ↑22. Mai 2021 14:11 Ja, das sieht aus heutiger Sicht - und mit heutigen Massstäben so aus. Aber wenn man den damaligen 'Zeitgeist' in die Beurteilung mit ein rechnet (was mWn lediglich Eckart Sackmann in seinem Comicforschungsband getan hat - alle anderen, die sich in letzten Jahren dazu geäußert haben, bedenken das eben nicht) sieht das aber anders aus.
Nur, weil damals die Entnazifizierung bei vielen leider fruchtlos verlaufen ist (wie wohl auch bei Rolf Kauka), war das aber mitnichten der vorherrschende und gelebte "Zeitgeist".
Wieder falsch; Ressentiments und Hass und eben auch Rassismus können sich durchaus auch auf eingebildete Ursachen berufen, die müssen nicht real existent sein.Nullnullsix hat geschrieben: ↑22. Mai 2021 14:11 PS: Stichwort Rassismus: Da es beim Homo Sapiens nach neuerer Lesart gar keine Rassen gibt, kann es eigentlich -logisch gesehen- auch keinen Rassismus geben...
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Hallo,
Was man aber berücksichtigen sollte: Die Velregung der Geschichte in die eigene Heimat ist nichts Ungeheuerliches und auch kein Einzelfall. Das hat es mit der britischen Ausgabe um Beric the Briton and Son of Boadicea auch gegeben. Und dort hat das - soweit mir bekannt - nie hohe Wellen geschlagen und ist nicht etwa als ultranationalistisch verboten worden.
Insofern ist die Übertragung von Asterix zu Siggi möglicherweise dem Zeitgeist geschuldet, wohl aber nicht jede inhaltliche Äußerung, die den Charakteren dort in den Mund gelegt worden ist.
Gruß
Erik
das betrifft aber auch hauptsächlich die Bände "Siggi und die Goldene Sichel" und "Siggi und die Ostgoten". "Siggi, der Unverwüstliche" und "Kampf um Rom" sind weitgehend (qualitativ hinter den Penndorf'schen zurückbleibende) Übertragungen der Originalgeschichte.Nullnullsix hat geschrieben: ↑22. Mai 2021 14:11Ja, das sieht aus heutiger Sicht - und mit heutigen Massstäben so aus.
Naja, auch für den damaligen Zeitgeist war Herr Kauka wohl schon "reaktionär". Da mag vieles noch sagbarer gewesen sein als heute. Ob die Aufforderung an Babarras (gewissermaßen das deutsche Militär, da barras = Militär), den Schuldkomplex zu Hause zu lassen, 1965 wirklich noch politisch korrekt war, habe ich aber auch so meine Zweifel. Das kann man mindestens als nah zum Verharmlosen des Holocausts verstehen; und zwar nicht erst heute.Nullnullsix hat geschrieben: ↑22. Mai 2021 14:11Aber wenn man den damaligen 'Zeitgeist' in die Beurteilung mit ein rechnet (was mWn lediglich Eckart Sackmann in seinem Comicforschungsband getan hat - alle anderen, die sich in letzten Jahren dazu geäußert haben, bedenken das eben nicht) sieht das aber anders aus.
Was man aber berücksichtigen sollte: Die Velregung der Geschichte in die eigene Heimat ist nichts Ungeheuerliches und auch kein Einzelfall. Das hat es mit der britischen Ausgabe um Beric the Briton and Son of Boadicea auch gegeben. Und dort hat das - soweit mir bekannt - nie hohe Wellen geschlagen und ist nicht etwa als ultranationalistisch verboten worden.
Insofern ist die Übertragung von Asterix zu Siggi möglicherweise dem Zeitgeist geschuldet, wohl aber nicht jede inhaltliche Äußerung, die den Charakteren dort in den Mund gelegt worden ist.
Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Nullnullsix hat geschrieben: ↑22. Mai 2021 03:39Mich wundert, wie in diesem Zusammenhang oft mit zweierlei Mass gemessen wird: Hier scheint eine Mehrheit 'Zeitgeist' als Erklärung/entschuldugung ausreichend und die Kenntnis dieses 'Zeitgeistes' als bekannt voraus zu setzen, bzw den 'Erwerb' dieser Kenntnis in der Verantwortung des Rezipienten zu sehen.
Demgegenüber wird meist die Kauka-Version der ersten Asterix-Geschichten in Bausch und Bogen verdammt - und der diese Version verständlich machende Zeitgeist außer Acht gelassen.
Das sehe ich etwas anders, bzw. möchte verschiedene Aspekte differenzieren und eine vermittelnde Ansicht einbringen:
Wenn die Zone mit völlig platten Blödeleien durch den Kakao gezogen wird (-> Goten), dann ist das 60er-Zeitgeist. Wenn aber gegen Juden gehetzt wird (-> Sichel), ist das 40er-"Zeitgeist".
Oder, zusammenfassend:
Gladiator und Gallier sind damals übliche "quetschende" und durchaus sinnverändernde Anpassungen an die Gepflogenheiten des deutschen Marktes (gab es z.B. auch im Schlagerbereich);
Goten ist zusätzlich stramm antikommunistischer Zeitgeist;
Sichel ist rückwärtsgewandter Antisemitismus bzw. Relativierung (Schlussstrichmentalität).
Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
M.W. sind die beiden von Dir erstgenannten aber erst erschienen, nachdem der Geist der beiden letztgenannten kaukaschen Machwerke in "Pardon" entlarvt worden war und die Autoren auf die Entstellungen bereits aufmerksam geworden waren. Werte ich daher nicht als Einsicht, sondern als Versuch, die Rechte am Material zu retten und damit Mitbewerbern vorzuenthalten. Kauka war ja damals in West-Deutschland schon der Platzhirsch, der das Feld möglichst allein abgrasen und damit reich werden wollte.bdhk hat geschrieben: ↑22. Mai 2021 14:47 Gladiator und Gallier sind damals übliche "quetschende" und durchaus sinnverändernde Anpassungen an die Gepflogenheiten des deutschen Marktes (gab es z.B. auch im Schlagerbereich);
Goten ist zusätzlich stramm antikommunistischer Zeitgeist;
Sichel ist rückwärtsgewandter Antisemitismus bzw. Relativierung (Schlussstrichmentalität).
Und in den 60ern gab es in West-Deutschland sicher antikommunistischen Zeitgeist, in Frankreich waren die Kommunisten/Sozialisten aber längst nicht so schief angesehen wie in West-Deutschland. Das war letztlich auch nicht der massgebliche Grund für das Einschreiten der Autoren.
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Stimmt. Pardon. Ich hätte schreiben müssen: "Du hast hier gar nichts zu melden, du alter, weißer Mann. Alte, weiße Männer fliegen sofort wieder aus dem Forum raus.Brando1988 hat geschrieben: ↑22. Mai 2021 11:13Das hat absolut gar nichts mit Rassissmus zu tun.
Viele Grüße
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Hast Du keine Angst, dass es dann bald einsam um Dich in diesem Forum werden könnte?
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Sichel, Gladiator, Goten, Gallier. Pardon war im Juni 65, Gladiator ab Juli 65. Es ist die Frage, inwieweit Kauka bereits da auf Pardon reagieren konnte, sprich, wie kurzfristig er agiert hat.
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Re: 60 Jahre: Asterix und die Goten
Das wäre in der Tat Rassismus. Und Altersdiskriminierung. Vielleicht noch Antimaskulinismus, wenn es sowas gibt.Comedix hat geschrieben: ↑22. Mai 2021 15:32Stimmt. Pardon. Ich hätte schreiben müssen: "Du hast hier gar nichts zu melden, du alter, weißer Mann. Alte, weiße Männer fliegen sofort wieder aus dem Forum raus.Brando1988 hat geschrieben: ↑22. Mai 2021 11:13Das hat absolut gar nichts mit Rassissmus zu tun.
Viele Grüße