Das Thema ist vermutlich auch etwa so alt wie die Asterix-Reihe selbst, aber tauchte hier vor kurzem im Zusammenhang mit den Suchbegriffen wieder auf.
Asterix ist dafür, dass er immerhin die Hauptfigur in der nach ihm benannten Serie ist, eigentlich eine recht blasse Figur. Es ist schwierig, ihn zu charakterisieren. Er ist intelligent, gebildet und vernünftig. Auch mutig und moralisch integer. Alles nicht besonders spannend. Er hat keine besonderen Marotten oder Macken.
Asterix und Miraculix sind auch die einzigen zwei Gallier in der Reihe, die uneingeschränkt positiv dargestellt werden. Alle anderen - auch Obelix - haben z.T. ernste Defizite, verhalten sich unvernünftig und machen dumme Fehler.
Es ist sicher auch kein Zufall, dass die Reihe oft "Asterix und Obelix" genannt wird, obwohl sie nie so hieß.
Würde "Asterix" auch ohne Asterix funktionieren?
Der Mann ohne Eigenschaften?
Der Mann ohne Eigenschaften?
Si vis pacem, evita bellum.
Re: Der Mann ohne Eigenschaften?
Hallo,
Miraculix ist ein weiser Druide, aber auch er ist nicht immer sachlich, wenn wir etwa über den Schluss der Szene in "Olympische Spiele" sprechen, in welcher auch er die Gefahr nicht Ernst nimmt und vom Schmorenlassen von Pilzen spricht. Er unterliegt auch mehrfach Fehleinschätzungen, etwa in "Trabantenstadt" oder "Gefahr", weil er Bedrohungen zu leichtfertig nimmt. Zudem ist er sehr eitel ("Ich bin der Beste! Ich bin der Beste! Ich bin der Beste!"). Und seine Aufgeschlossenheit gegenüber der Geschlechtergleichheit kennt Grenzen, wie seine Reaktion auf die Frage von Asterix nach der Möglichkeit von weiblichen Druiden zeigt. Insofern ist auch die Darstellung von Miraculix nicht unbefleckt positiv.
Ich gebe Dir aber Recht, dass Asterix' Charakter schwer zu fassen ist. Das ist aber letztlich menschlich, denn viele Persönlichkeiten haben mehrere, mitunter wiedersprüchliche Facetten. Seine Kerneigenschaften liegen sicherlich in seiner Tugendhaftigkeit, Schläue, seiner Freiheitsliebe und seinem Mut.
Ohne Obelix würde er zwar als Dorfkrieger "funktionieren" - wenngleich ihm sicher etwas fehlen würde ohne seinen besten Freund -, die Comicserie Asterix würde ohne Obelix aber natürlich nicht so funktionieren wie sie es tut. Es wäre zumindest eine ganz andere Serie, die auch andere Mechanismen bräuchte, um Humor zu transportieren.
Gruß
Erik
dem würde ich so unteingeschränkt nicht zustimmen. Asterix ist clever, aber gebildet und intelligent ist er nicht wirklich. In "Kupferkessel" etwa sind seine Versuche, zu Geld zu kommen als Händler, durch Sportwetten oder als Bankräuber (der einen langen Plan ausbaldowert, um ihn dann, erkennend, dass er für Obelix zu kompliziert ist, in einem Federstreich über den Haufen wirft), schon plumt, teilweise geradezu naiv. In Streitigkeiten mit Obelix wird auch er teilweise unsachlich; jedenfalls ist er launenhaft. Seine Ehrenhaftigkeit ist auch nicht immer über alle Zweifel erhaben, wenn wir daran denken, wie er das Wagenrennen in "Gladiator" gewinnen will. Und eine gewisse Skrupellosigkeit zeigt er (zusammen mit Miraculix) in "Goten", deren Streitigkeiten er zum eigenen Nutzen anheizt. Natürlich ist Asterix eine ganz überwiegend positive Figur. Aber uneingeschränkt positiv ist diese Darstellung nicht.Arnd hat geschrieben: ↑7. Juli 2024 13:29Er ist intelligent, gebildet und vernünftig. Auch mutig und moralisch integer. Alles nicht besonders spannend. Er hat keine besonderen Marotten oder Macken.
Asterix und Miraculix sind auch die einzigen zwei Gallier in der Reihe, die uneingeschränkt positiv dargestellt werden.
Miraculix ist ein weiser Druide, aber auch er ist nicht immer sachlich, wenn wir etwa über den Schluss der Szene in "Olympische Spiele" sprechen, in welcher auch er die Gefahr nicht Ernst nimmt und vom Schmorenlassen von Pilzen spricht. Er unterliegt auch mehrfach Fehleinschätzungen, etwa in "Trabantenstadt" oder "Gefahr", weil er Bedrohungen zu leichtfertig nimmt. Zudem ist er sehr eitel ("Ich bin der Beste! Ich bin der Beste! Ich bin der Beste!"). Und seine Aufgeschlossenheit gegenüber der Geschlechtergleichheit kennt Grenzen, wie seine Reaktion auf die Frage von Asterix nach der Möglichkeit von weiblichen Druiden zeigt. Insofern ist auch die Darstellung von Miraculix nicht unbefleckt positiv.
Ich gebe Dir aber Recht, dass Asterix' Charakter schwer zu fassen ist. Das ist aber letztlich menschlich, denn viele Persönlichkeiten haben mehrere, mitunter wiedersprüchliche Facetten. Seine Kerneigenschaften liegen sicherlich in seiner Tugendhaftigkeit, Schläue, seiner Freiheitsliebe und seinem Mut.
Ohne Obelix würde er zwar als Dorfkrieger "funktionieren" - wenngleich ihm sicher etwas fehlen würde ohne seinen besten Freund -, die Comicserie Asterix würde ohne Obelix aber natürlich nicht so funktionieren wie sie es tut. Es wäre zumindest eine ganz andere Serie, die auch andere Mechanismen bräuchte, um Humor zu transportieren.
Gruß
Erik
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Re: Der Mann ohne Eigenschaften?
Gerade das ist in meinen Augen eine wichtige Eigenschaft, die Goscinny gut gelungen ist: Asterix ist eben kein durchgeplanter, extremer Held mit dramatischen, inneren Konflikten, sondern eigentlich ein ganz normaler Typ, mit dem man sich gut identifizieren kann.
Für mich ist das eine Stärke der Asterix-Reihe, die sie angenehm zu lesen macht, da sie für Reduktion sorgt. Es gibt das Grundthema "Gallier gegen Römer" und das jeweils spezielle Thema eines Bandes. Da brauche ich tatsächlich keine weiteren Nebenschauplätze der Form "Asterix gegen seinen inneren Schweinehund" o. ä.. Das ist auch einer der Gründe, warum ich heute kaum noch Fernsehserien schaue. Früher ging es beispielsweise bei einer Krimiserie tatsächlich darum, dass Kriminalfälle gelöst werden. Heute dreht sich gefühlt die halbe Sendezeit um Nebenschauplätze im Privatleben der Ermittler und irgendwelche charakterlichen Entwicklungen, die sie durchmachen.
Nö. Dann hätten wir nur die blau-weißen Beinkleider von Obelix und es würde die rote Hose von Asterix fehlen, um die Tricolore komplett zu machen.
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Re: Der Mann ohne Eigenschaften?
"Die Abenteuer von Obelix, dem Gallier"Michael_S. hat geschrieben: ↑8. Juli 2024 20:13Nö. Dann hätten wir nur die blau-weißen Beinkleider von Obelix und es würde die rote Hose von Asterix fehlen, um die Tricolore komplett zu machen.
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Re: Der Mann ohne Eigenschaften?
Ich muss auch sagen, ich finde zu positiv gezeichnete Figuren auch eher langweilig. Zum Beispiel habe ich bei den Lustigen Taschenbüchern immer Donald erheblich lieber gesehen als Micky, dem irgendwie alles gelingt und der nur in Schwierigkeiten kommt, weil Goofy, Minnie oder sonst wer stolpert, einen Fehler macht oder sich überwältigen lässt. Da ist mir der gutherzige Tollpatsch Donald sehr viel lieber.
Völlig unerträglich fand ich Tick, Trick und Track in ihrer Rolle als Mitglieder des Fähnlein Fieselschweif, wo sie jeweils alles entweder schon konnten oder zumindest mittels ihrers Schlauen Buchs herausfanden.
Und auch mir gefällt an Asterix eben, dass er alles andere als perfekt ist. Dabei ist mir vor allem seine Streitsucht sauer aufgestossen, mit einer gewissen Rechthaberei. Tatsächlich fällt mir niemand in der Reihe ein, der uneingeschränkt positiv gezeigt wird. Selbst Idefix hat so seine Probleme, Ecken und Kanten
Völlig unerträglich fand ich Tick, Trick und Track in ihrer Rolle als Mitglieder des Fähnlein Fieselschweif, wo sie jeweils alles entweder schon konnten oder zumindest mittels ihrers Schlauen Buchs herausfanden.
Und auch mir gefällt an Asterix eben, dass er alles andere als perfekt ist. Dabei ist mir vor allem seine Streitsucht sauer aufgestossen, mit einer gewissen Rechthaberei. Tatsächlich fällt mir niemand in der Reihe ein, der uneingeschränkt positiv gezeigt wird. Selbst Idefix hat so seine Probleme, Ecken und Kanten
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
Re: Der Mann ohne Eigenschaften?
Genau das macht ja diese Äktschn-Blockbuster und viele andere Filme a la Hollywood so sterbenslangweilig: Diese ewige Schwarz-Weiss-Malerei von Gut und Böse (die leider immer mehr Einzug ins tägliche Miteinande hält)
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert, hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
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