Meinungen zum Band

Diskussionen und Informationen zu Asterix-Band # 36
Christian
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50510Beitrag Christian »

jaap_toorenaar hat geschrieben: 33,8 Wie wird der Adler bei Euch genannt? Bei uns Sparviero - was ich noch nicht verstehe...
Jaap
Imporexpor. Naja...
Eines Namens hätte es hier gar nicht bedurft, finde ich. Dafür ist der Adler zu nebensächlich da für den Gang der Geschichte nicht ausschlaggebend (eine Taube hätte es ja auch getan).
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idemix
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50512Beitrag idemix »

jaap_toorenaar hat geschrieben: 5.9 sagt der rechte Soldat auch auf dtsch ach weißt Du, ich und die moderne Literatur? Wenn ja: das erinnert stark an Obelix wenn er nach dem Cogito ergo sum gefragt wird (Legionär): ach weißt Du: ich und die modernen Fremdsprachen.... (o.ä.)
Ja, das sagt er auch auf deutsch.
jaap_toorenaar hat geschrieben: 6,8 (...) Das Latein in kleiner Schrift unter den Titeln ist kein Latein, nur andeutungsweise korrekt.
Sind hier die Titelblätter der "Zeitungen" gemeint (habe den Band daheim gelassen)? Falls ja, dann beantwortest du eine Frage, die auch mir gekommen war, nämlich was dort an Text steht. Meine Vermutung wäre ja gewesen, dass es ein wörtlicher Auszug aus dem Bello Gallico sei. Oder aber vielleicht auch nur ein "Lorem Ipsum"-Text. Aber alles das also nicht, sondern einfach nur irgend ein Text, der nicht mal richtig Latein ist.
:idefix: wuff! wuff! JAUL? JÅUL! GRRRØØØÅÅRRR! :wuff:

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Erik
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50513Beitrag Erik »

Hallo Jaap,

hab' zunächst einmal Dank für Deine Erläuterungen. Vielleicht sollten wir dafür beizeiten auch einen eigenen Thread eröffnen. Einstweilen will ich Dir aber doch hier noch einmal antworten.
jaap_toorenaar hat geschrieben:- welcher lateinischer Text in hellblau im Wort Papyrus der Aussenseite steht habe ich anderswo schon geschrieben: es ist die lateinische Version, nicht aus Stuttgart sondern von einer späteren Übersetzerin. Ich habe den Text in der lateinischen Ausgabe von Gallien in Gefahr und zwar ist es der Text unten bei der Gallienzeichnung mit Lupe vom Anfang.
Das war hier:
viewtopic.php?p=50420#p50420

Dort benanntest Du die Übersetzerin als Frau Anna Coloniata Fuxeana.
jaap_toorenaar hat geschrieben:5.9 sagt der rechte Soldat auch auf dtsch ach weißt Du, ich und die moderne Literatur?
Ja, das sagt er (allerdings ohne "die" vor "morderne Literatur").
jaap_toorenaar hat geschrieben:6,3 wieso sind Numidische Kopierer stumm? Hat das mit Schweigepflicht zu tun (sowie Jöken oder Van der Heide Schweigepflicht haben wenn sie ein neues Abenteuer übersetzen müssen)?
Ich habe das eher so verstanden, daß man die Schreiber absichtlich stumm gemacht hat, damit sie nichts ausplaudern können. Leute, die andere Menschen den Löwen zum Fraß vorwerfen, schrecken gewiß auch davor nicht zurück. Wahrscheinlich haben sie ihnen - wie Brutus dem Redkeinstus im Realfilm "Olympische Spiele" - schlicht die Zunge herausgeschnitten. Weil das aber etwas zu blutrünstig für einen auch kindergeeigneten Comic wäre, hat man es wohl nicht ausdrücklich angesprochen.
jaap_toorenaar hat geschrieben:6,8 Erik hofft auf meine Hilfe (wenn er nicht S. 16 unten meinte!). Was steht da auf dtsch?
Nein, ich meinte tatsächlich Seite 6, letztes Bild. Die Titel der Zeitungen sind lateinisch, aber verständlich ("Imago", "Tempus", "Roma Generalis"). Die Schlagzeilen sind übersetzt ("Skandal! Cäsar schreibt!", "Ein Paukenschlag in der Welt der Literatur" und "Bereits ein Klassiker!"). Das, was ich meinte, waren die kleingedruckten Textfragmente darunter.

Da steht z.B.: "Gest as iaculis, sapien orci tristique massa", "suscripit elit. Pellentesque et placer..."

Wenn das keinen Sinn ergibt, ist es wohl nur eine Art Lorem ipsum. Dafür spricht bei genauerem Hinsehen, daß z.B. der Terminus "sapien orci tristique massa" durchaus häufiger in den kurzen Fragmenten vorkommt. Schade eigentlich, ich hatte da noch einen versteckten Witz für Lateiner vermutet/erhofft. ;-)
jaap_toorenaar hat geschrieben:7,5 Sequoia (ndl. irrtümlicherweise Sequioa genannt) ist der Baum, der über 1000 Jahre alt werden kann und passt deswegen gut zu Methusalix.
Im Deutschen steht dort "im Zeichen der Eiche". Eichen können ja auch sehr alt werden, insofern paßt das schon.
jaap_toorenaar hat geschrieben:9,1 soll hier eine Christine Lagarde gemeint sein? Sie scheint mir ziemlich männlich zu sein...
Könnte schon sein. Die Karikatur einer weiblichen Person in einem männlichen Charakter wäre ja auch kein Novum. Mit Eleonodadus hat Uderzo Ähnliches getan.
jaap_toorenaar hat geschrieben:War es schon eher als Vorhang in seiner Hütte gezeichnet?
Den Vorhang hat Majestox schon lange in seiner Hütte. Wann genau zum ersten Mal, weiß ich jetzt nicht. Die Ankündigungs-Kurzgeschichte, die Du meinst, war zu "Kampf der Häuptlinge", also einem sehr frühen Band. Und sie spielte auch nicht in Majestix' Hütte. Aber seither wurde an der Stelle (hinter Majestix' Chefstuhl) schon oft ein Vorhang dargestellt.
jaap_toorenaar hat geschrieben:16,9 Dat veniam corvis, vexat censura columbas: Dieser daktylischer Hexameter ist von Juvenal (2. Satire Nummer 63). Wird der Spruch in der dtsch. Version übersetzt?
Ja, das ist übersetzt. Es heißt: "Den Raben verzeiht, die Tauben plagt die Kritik." Ganz verstanden habe ich den Sinn nicht; und den damit verbundenen Witz erst Recht nicht - außer daß halt von Tauben die Rede ist. Aber ein Rabe kommt hier eigentlich gar nicht vor, sondern ein Falke.

Nicht übersetzt hat man übrigens den Begriff "curriculum vitae" in 5,5. Naja, das kann man heute schnell googlen, aber ob der Ausdruck wirklich zum Allgemeinwortschatz gehört? Ergibt sich zur Not wohl aus dem Sinnzusammenhang, wenn man so will.
jaap_toorenaar hat geschrieben:Uderzo hält Franquin als den größten Zeichner den es je gab!
Allerdings hat Uderzo diesen Band nicht geschrieben.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
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idemix
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50514Beitrag idemix »

Hallo Erik,
Erik hat geschrieben: Nicht übersetzt hat man übrigens den Begriff "curriculum vitae" in 5,5. Naja, das kann man heute schnell googlen, aber ob der Ausdruck wirklich zum Allgemeinwortschatz gehört? Ergibt sich zur Not wohl aus dem Sinnzusammenhang, wenn man so will.
Als ehemaliger Personaler würde ich mal behaupten, dass Curriculum Vitae durchaus geläufig ist.

Gruß
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itasca64

Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50516Beitrag itasca64 »

idemix hat geschrieben: Als ehemaliger Personaler würde ich mal behaupten, dass Curriculum Vitae durchaus geläufig ist.
Hallo,
sowie international die entsprechende Abkürzung "CV".
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Iwan
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50517Beitrag Iwan »

Hallo Freunde

Bei den Tageszeitungen habe ich übrigens auch recht lange gebraucht, eben erst ist mir aufgefallen, dass Roma Generalis wohl für die Frankfurter Allgemeine steht - Die ja übrigens schon mal auf den Arm genommen wurde, und zwar mit der FAZ, der Freigelassenenschule für Angewandte Zeitkritik.
Bei diesem Text, der auf allen drei Titelseiten der Zeitungen derselbe ist, könnte es sich um den automatischen Text handeln, der von Word verwendet wird, wenn man Schrifttypen ausprobiert, könnte das sein? Da gibt es doch so einen unsinnigen lateinischen Text ... Nur als Idee, nachgeprüft habe ich es nicht. Bisher habe ich auch nur die französische Ausgabe gelesen.
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
Denknix
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50518Beitrag Denknix »

Hallo,

Die vertauschten Nachrichten auf S. 23 bzw. S. 46 ist eine Anspielung auf die sogenannte Cäsar-Chiffre.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Caesar- ... %BCsselung
Terraix
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50519Beitrag Terraix »

Erik hat geschrieben:
jaap_toorenaar hat geschrieben:9,1 soll hier eine Christine Lagarde gemeint sein? Sie scheint mir ziemlich männlich zu sein...
Könnte schon sein. Die Karikatur einer weiblichen Person in einem männlichen Charakter wäre ja auch kein Novum. Mit Eleonodadus hat Uderzo Ähnliches getan.

Falls Ihr den Mann meint, der auf dem Bild mit Syndicus spricht: diese Figur ist gemäß verschiedener Zeitungen durch Franz Olivier Giesbert inspiriert. So sieht der Herr aus: https://www.google.de/search?hl=de&site ... gcR3jmjD9M

Meine Meinung zum neuen Band werde ich auch noch kundtun, möchte ihn vorab aber noch ein weiteres Mal lesen.
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Terraix
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50520Beitrag Terraix »

Denknix hat geschrieben:Hallo,

Die vertauschten Nachrichten auf S. 23 bzw. S. 46 ist eine Anspielung auf die sogenannte Cäsar-Chiffre.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Caesar- ... %BCsselung

Das könnte durchaus eine passende Erklärung sein. Aber es gibt eine weitere:
die zweite, molligere Taube ist ja bereits kurz Zeit nach der ersten abgeflogen. Diese ersten beiden Tauben fliegen jedoch nicht die gesamte Strecke, sondern nur bis zur Verteilerstation. Dort haben dann zwei andere Tauben übernommen. Es kann sein, dass die molligere Taube durch eine sehr, sehr schnelle Taube abgelöst worden ist, die mit ihrem Teil der Botschaft eine andere Taube (mit Teil 1 der Botschaft) überholt hat. :-D
Freund großzügiger Meerschweinchen
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Michael_S.
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50521Beitrag Michael_S. »

Denknix hat geschrieben:Hallo,

Die vertauschten Nachrichten auf S. 23 bzw. S. 46 ist eine Anspielung auf die sogenannte Cäsar-Chiffre.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Caesar- ... %BCsselung
Wie lauten die Nachrichten denn im französischen Original? Im Deutschen sind die beiden Nachrichten ja nun einmal definitiv Klartext, auch wenn "Papy. geort. Gall. Dorf" auf den ersten Blick etwas kryptisch klingt. Man braucht meines Erachtens jedenfalls sicher nicht die zweite Nachricht oder irgendeinen Schlüssel, um sie zu verstehen. Und dass eine Buchstabenersetzung/-vertauschung gemäß Cäsar-Schlüssel notwendig wäre, sehe ich auch nicht.

MfG
Michael
Terraix
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50524Beitrag Terraix »

Hallo Zusammen,
Nachdem ich den Band am Erscheinungstag gekauft und nun dreimal* gelesen habe, möchte ich auch meine Kommentare zum „Papyrus des Cäsar“ abgeben.

* „Jedes Mal, wenn ich die Szene wieder sehe, entdeck ich ein neues Detail“ (Odyssee 25,4)

Erstes Bild auf Seite 5: Cäsar mit einer Papyrusrolle – in Stein gemeißelt und von Tauben umlagert – welch gelungene Symbolik und Vorwegnahme der weiteren Handlung!
Fortan entspinnt sich eine Geschichte, die mir mit jeder weiteren Lektüre immer mehr zu gefallen vermag. Zwar geschieht unterm Strich nicht viel, doch dieses Wenige wird zu einer runden Handlung vorangetrieben. Die Protagonisten wirken für mich glaubwürdig; bekannte Figuren erkenne ich in ihrer Wesensart (und nicht nur vom Äußeren her) wieder und die neuen fügen sich gut ein.
Der Band wirkt auf mich tatsächlich recht modern und stellt nach dem „Übergangsband“ „Asterix bei den Pikten“ ein Werk dar, dass eine stärkere eigene (und sicherer gewordene) Handschrift des neuen Teams erkennen lässt.
Schön, dass neben Galliern und Römern auch mehrere Numider, ein Ägypter und ein Grieche vorkommen und sich das neue Team bereits die internationale Vielfalt der Asterix-Welt zunutze macht.

Zeichenstil
„Pikten“ gefiel mir vom zeichnerischen Gesichtspunkt her schon außerordentlich gut; insbesondere aufgrund der vielen „schrägen Typen“, sprich der witzig dargestellten Pikten und hier wiederum ganz besonders Mac Alith. In „Papyrus“ sind die Dorfbewohner nun nochmals deutlich besser gezeichnet – größtenteils sind sie kaum noch von Uderzo-Zeichnungen zu unterscheiden. Respekt, wie schnell Conrad sich Uderzos Stil angeeignet hat.
Nur wie Cäsar gezeichnet ist überzeugt mich noch nicht so ganz. Doch ich bin überzeugt, dass Conrad hier seinen Stil noch weiter perfektionieren wird.
Sehr positiv aufgefallen sind mir die verschiedenen Darstellungen von Mosaik – in Cäsars Palast (Seite 6) und in der Villa des Syndicus (Seite 10). Und die Tiefe des Karnutenwaldes wirkt geradezu surreal schön und märchenhaft mit dem Wasserfall und der riesigen Eiche.

Humor
Der Humor beweist überwiegend Feinsinn und wirkt sehr stimmig. Manches erschließt sich erst bei genauerem Hinsehen oder wiederholtem Lesen (wie die Schnecken auf Seite 16, Bild 4) oder lässt verschiedene Interpretationen zu. Bemerkenswert finde ich zudem, wie passend viele der herrlichen Namen der neuen Figuren zur Grundthematik des Bandes passen (Bigdatha, Datenflus usw.). Die heutigen Technologien sind sehr geschickt und zum Großteil glaubwürdig auf die antike Welt umgemünzt worden.

Kann jemand von den Informatik-Experten sagen, ob das kleine Tor in der Palisade des Dorfes als so eine Art „Backdoor“ interpretiert werden kann?

Sehr witzig fand ich auch Cäsars Ansinnen einen „Gallischen Krieg II“ schreiben zu wollen (Seite 24, Bild 2) – will er dafür etwa Gallien ein zweites Mal erobern? Eine gekonnte Anspielung auf die vielen Fortsetzungen von Filmen und Romanen heutzutage.
Und das Postskriptum (ein Anhang, der nicht vergessen wurde) stellt eine sympathische Hommage an Goscinny und Uderzo und eine Würdigung ihres Werkes dar. Und ganz am Schluss lässt Idefix noch mit einen Fetzen des Papyrus das Abenteuer ausklingen :-)

Déjà-vu?
Zu den zahlreichen, von anderen Forumsteilnehmern genannten Szenen mit einem gewissen „Wiedererkennungseffekt“ gesellt sich noch Obelix´ Annahme, bei den Einhörnern handle es sich um wilde Ziegen (Seite 27, Bild 2). Hier „zitiert“ sich das neue Team gewissermaßen selbst, ähnelt diese Szene doch ganz verblüffend der aus „Pikten“, wo Obelix eine schottische Rinderrasse für riesige Maulwürfe hält (Band 35, Seite 23, letztes Bild).
Das Eichhörnchen im Karnutenwald erinnert mich an ein Bild des Parc Astérix http://www.parcasterix.fr/sites/default ... k=zH_Zo3ZY

Fazit
Spätestens jetzt ist das Experiment „ein drittes Leben für Asterix“ aus meiner Sicht geglückt und ich hoffe auf viele weitere Bände!

Beste Grüße,
Terraix
Freund großzügiger Meerschweinchen
KingBill

Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50525Beitrag KingBill »

Hallo allerseits,

im Vorfeld haben sich bei mir Skepsis und Hoffnung einander ständig abgelöst.
Skepsis über die Qualität der Story nach den Erfahrungen mit dem letzten Band, Hoffnung auf eine Besserung.

Zu den beiden Gefühlslagen gesellte sich zwischenzeitig Begeisterung dazu, als mein Kollege mir das Thema mitteilte: Mobile Kommunikation und Datenklau. Phantastische Idee von Ferri und Conrad, dachte ich und freute mich schon darauf die Umsetzung auf die vorchristliche Zeit gestaltet zu sehen.

Der Anfang der Story war stark. Man ging sofort in medias res: Cäsar und Syndicus beraten über das zu entfernende Kapitel, die Schreiber werden kaltgestellt, einer entkommt und übergibt den Papyrus Polemix, welcher längst von Cäsars Geheimdienst unter Beobachtung steht. Der Papyrus wird veröffentlicht. Die Öffentlichkeit wird aufmerksam, ahnt aber nichts. Das entfernte Kapitel hat Brisanz, geht es doch darum den Senat zu täuschen, um Gelder für weitere Feldzüge genehmigt zu bekommen. Die Interessen sind klar definiert, die Folgen für die Verlierer auch. Man sah schon das Szenario eines daVinci-Codes Gestalt annehmen und freute sich schon auf die nächsten Seiten.

Auch der Szenenwechsel nach Gallien war vielversprechend. Polemix erreicht das Dorf und steht dort unter Schutz. Die Parodie des Julian Assange ist somit auf einem guten Weg, jedoch leider nicht vollendet:
Sind in der wirklichen Welt die Wikileaks-Inhalte weltweit publik geworden, befindet sich der Papyrus in dem Dorf quasi unter Verschluß. Die beabsichtigte Publikation ist damit nicht nur behindert, sie wird sogar verhindert, und zwar nicht nur durch die Römer, sondern auch von den Galliern selber. Wie sinnvoll wäre es, wenn Asterix und Obelix Polemix nach Rom begleitet, sich mit den dortigen Netzwerken der Kolpoteure kurzgeschlossen und unter den dortigen abenteuerlichen Bedingungen die Publikation begünstigt hätten? Die Storyline hätte dann gemäß jener von "Asterix bei den Briten", "Asterix in Spanien", "Asterix und Kleopatra", "Asterix auf Korsika" und/oder "Asterix bei den Belgiern" ihre Fortsetzung gefunden, und Conrad hätte sich dann nur noch um die Details zu kümmern brauchen.

Stattdessen wird das Titelthema abgelöst durch die Mission die Geschichte des Dorfes auf altgallische Weise weiterzugeben. Unsere Helden reisen daher in den Karnutenwald, um diese Mission zu erfüllen. Die darin enthaltenen Widersprüche wurden von den Kommentatoren in diesem Forum bereits ausführlich beschrieben, und ich stimme ihnen in allen Punkten zu. Jedoch hat thematische Ablösung noch weitere Konsequenzen auf die Storyline:
1. Das Dorf wird in einer gefährlichen Situation allein gelassen, wobei Majestix die Verantwortung über die vermeidlich vorhandenen Zaubertrankreserven überlassen wird.
2. Polemix hat ab diesem Punkt seine Schuldigkeit getan, und seine Bedeutung für die Geschichte ist auf die des Plusminus aus dem letzten Band geschrumpft.
3. Das Titelthema und das damit verbundene Problem, worum sich die Gallier mit den Römern am Ende prügeln, löst Julius Cäsar selber. Dabei ist weder dem Anliegen des Polemix Rechnung getragen, noch haben die Gallier ihre Ehre gerettet. Ein "Kuhhandel" beendet einfach den Konflikt und als Bauernopfer muß lediglich Syndicus herhalten.

Keine Frage, die Zeichnungen sind ausgezeichnet und insbesondere die Einblicke in den Karnutenwald sind phantastisch. Insbesondere der große Baum als Wohnort von Archäopterix hat mich begeistert. Aber auch hier dürfen die zuvor gelisteten Logikfehler zitiert und die Festellung gemacht werden, daß Elemente wie das Eichhörnchen zum einen unpassend sind für eine Asterix-Geschichte und zum anderen Charaktären wie Idefix ihre Rolle wegnehmen und diese zu Statisten verkommen lassen.

Fazit:
Starker Beginn, thematische Ablösung mitten in der Geschichte, schwaches Ende.
Ohne sich auch nur annähernd an der Messlate eines Goscini orientieren zu wollen muß man einfach auf die
instabile Storyline aufmerksam machen, die ein ausgezeichnetes und gut ausgesuchtes Thema mit humoristisch und stylistisch gelungenen Umsetzungsansätzen kaputt machen. Zwar ist auch hier ohne Zweifel eine Verbesserung gegenüber dem letzten Band zu beobachten, jedoch muß ich von einem Comicautor mehr verlangen dürfen.

Viele Grüße
KingBill
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methusalix
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50526Beitrag methusalix »

Hallo,
auch ich habe nun den Band gelesen und mich am Anfang auf Seite 6.3 über die Hommage an Rudi Carrell gefreut ;"UMGEHEND LÄSST SYNDICUS DIE FRAGLICHEN SCHRIFTROLLEN* BESCHLAGNAHMEN UND WEIST SEINE NUMIDISCHEN SCHREIBER AN; STILLSCHWEIGEN ZU WAHREN ....."
"*DAMALS SCHRIEB MAN AM LAUFENDEN BAND"

Am laufenden Band war die Samstagabend-Show von und mit Rudi Carrell in der ARD 8)


Gruß Peter
Wer einem Fremdling nicht sich freundlich mag erweisen, der war wohl selber nie im fremden Land auf Reisen.

Rückert, Friedrich
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50527Beitrag Michael_S. »

Hallo!
KingBill hat geschrieben:Auch der Szenenwechsel nach Gallien war vielversprechend. Polemix erreicht das Dorf und steht dort unter Schutz. Die Parodie des Julian Assange ist somit auf einem guten Weg, jedoch leider nicht vollendet:
Sind in der wirklichen Welt die Wikileaks-Inhalte weltweit publik geworden, befindet sich der Papyrus in dem Dorf quasi unter Verschluß. Die beabsichtigte Publikation ist damit nicht nur behindert, sie wird sogar verhindert, und zwar nicht nur durch die Römer, sondern auch von den Galliern selber. Wie sinnvoll wäre es, wenn Asterix und Obelix Polemix nach Rom begleitet, sich mit den dortigen Netzwerken der Kolpoteure kurzgeschlossen und unter den dortigen abenteuerlichen Bedingungen die Publikation begünstigt hätten? Die Storyline hätte dann gemäß jener von "Asterix bei den Briten", "Asterix in Spanien", "Asterix und Kleopatra", "Asterix auf Korsika" und/oder "Asterix bei den Belgiern" ihre Fortsetzung gefunden, und Conrad hätte sich dann nur noch um die Details zu kümmern brauchen.
Ich gebe zu, das hat mich nach dem ersten Lesen und Nachdenken auch gewundert, inzwischen bin ich mir aber sicher, dass es Absicht ist, dass eben nicht die Erfolgsgeschichte von Wikileaks einfach gefeiert wird! Bei genauerer Betrachtung kommt Polemix in diesem Band nämlich so schlecht weg, dass es einfach keine Nachlässigkeit sein kann:
- Während Bigdatha nach eigenen Angaben aus Idealismus handelte, hat Polemix mehrfach ausdrücklich zuerst die fette Schlagzeile im Sinn.
- In Aussicht auf eine ebensolche lässt er sich reichlich naiv in eine Falle der Römer locken.
- Zu seiner eigenen Rettung aus der Klemme fordert er lautstark die Auslösung des Notprotokolls, in das er nie offiziell eingeweiht wurde und dessen Tragweite er gar nicht kennt.
- Asterix fühlt sich am Ende nicht seinem Versprechen gegenüber Polemix verpflichtet, ihm die Rolle zurückzugeben.

Ich erkenne da eine ganze Menge Kritik an Enthüllungen, die nur um des Skandals willen geschehen bzw. an Enthüllungsjournalisten, die ihr Wissen zum persönlichen Vorteil ausnutzen. Somit steckt für mich in dem Band noch mehr Tiefe, als auf den ersten Blick erkennbar ist.

MfG
Michael
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Erik
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Re: Meinungen zum Band

Beitrag: # 50528Beitrag Erik »

Hallo,
Michael_S. hat geschrieben:Ich gebe zu, das hat mich nach dem ersten Lesen und Nachdenken auch gewundert, inzwischen bin ich mir aber sicher, dass es Absicht ist, dass eben nicht die Erfolgsgeschichte von Wikileaks einfach gefeiert wird!
ich denke, das hat schlicht un einfach historische Gründe. Asterix spielt in einer "dunklen, vergessenen Ecke" der antiken Geschichte. Es soll aber am Ende alles so bleiben, daß sich daraus im weiteren Verlauf die Historie entwickelt haben kann, wie sie es wirklich tat. D.h., daß keine großen Fakten der Weltgeschichte verändert werden (dürfen), die einen Wirkungskreis über das Regionale, das in Vegressenheit geraten sein kann, hinaus haben. Die Außerirdischen werden nicht erinnert (Gedankenlöschung), Gallien bleibt von den Römern besetzt und "De Bello Gallico" ist eben ohne Kapitel über unbeugsame Gallier erschienen. Deshalb konnte dieses Kapitel nicht in der ganzen römischen Welt publik gemacht werden, denn dann würden wir das Buch heute anders kennen.
Michael_S. hat geschrieben:- Asterix fühlt sich am Ende nicht seinem Versprechen gegenüber Polemix verpflichtet, ihm die Rolle zurückzugeben.
Wobei ich das nicht als Antipathie Polemix gegenüber verstehe, sondern eher als ein Halten seines Wortes Syndicus gegenüber. Asterix hat mit ihm den "Deal" geschlossen: Schriftrolle gegen das Leben der Geisel und dabei eine Vorleistung des Syndicus herausgehandelt. Natürlich hätte er danach sein Wort brechen und angreifen können, aber als ehrenhafter Krieger spielt er eben fair - auch im Konflikt mit den Römern. Das mag ihm hier besonders leicht gefallen sein, da er selbst kein eigenes Interesse an der Schriftrolle hat.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
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