Zunächst wird mit den Dorfjugendlichen, durchaus interessant, eine Grundkonstellation aufgebaut, mit der man was Neues hätte anfangen können.
Aber dann, nach Adrenalines Flucht, wird das alles verwässert und führt irgendwo zu nichts. Der ganze Piratenplot war völlig überflüssig und lenkt nur ab. Man hätte stattdessen die Dorfjugendlichen besser einbinden (und stärker an der Befreiung beteiligen) sollen, das wäre folgerichtiger gewesen.
Noch ein paar Beobachtungen meinerseits:
- Warum sieht eigentlich der gezeichnete Ring für das "c" auf dem Titel unten so merkwürdig abgebrochen aus? Ich dachte zuerst, da hätte jemand im deutschen Verlag stümperhaft ein Cedille (ç) wegretuschiert, aber "Vercingetorix" schreibt man ja auch im Französischen gar nicht mit "ç".
- A propos Titelbild: Die da abgebildete konkrete Situation gibt es im Band gar nicht. Das wäre an sich ja nicht unbedingt etwas Neues oder Bemerkenswertes; gabs schon öfter. Aber schade ist es schon, denn das Bild baut ja doch gehörig Spannung auf. Der knurrende Idefix, der vorsichtige Asterix, und sogar Obelix sieht aus, als hätte er Respekt, was ja nun wirklich nicht oft vorkommt.... und dann liefert der Band gar nicht, was diese Situation anbelangt. Das hat mich schon enttäuscht.
- Ich nehme an, Ferri wollte Adrenaline nicht "avernern" lassen, weil das über den ganzen Band hinweg doch recht anstrengend geworden wäre. Aber die im Band gegebene Erklärung, warum sie es nicht tut (sie ist in Lutetia großgeworden), ist eigentlich überflüssig. Ferri sollte mal die alten Bände besser lesen: bei den jungen Leuten lässt das nach
- Daran, wie sich Ferri&Conrad Jugendliche vorstellen, merkt man, dass sie mit 60 auch nicht mehr die Jüngsten sind... Baseballkappen und Gothic-Klamotten, mein Gott - das war MEINE Jugend, und ich bin mittlerweile über 40
- Es gibt da m.E. ein internes Zeitproblem. In der Asterix-Serie wurde ja immer so getan, als seien Gergovia und Alesia ewig her: Methusalix hat mitgekämpft und erinnert sich immer daran, als wäre es vor Jahrzehnten gewesen, Majestix ist zwischenzeitlich von einem schlanken Jüngling zu einem dicken Mann im mittleren Alter geworden etc. Faktisch stimmte das zwar nicht, denn Alesia war 52 v. Chr., also eigentlich nur 2 Jahre "vor Asterix", aber es wurde halt anders suggeriert. Hier wird das nun erstmals bewusst durchbrochen: Adrenaline sieht in den Rückblenden nicht wesentlich jünger aus als "jetzt". Das passt zwar zur realen Welt, aber nicht unbedingt zur Asterix-internen Welt.... hm.
- Seite 23 finde ich bemerkenswert, weil da eine für Asterix bisher unübliche Spannung durch konkrete Gewaltandrohung aufgebaut wird - erst gegenüber Adrenaline, dann gegenüber Methusalix. Der arme Alte kann einem da richtig leid tun... Das macht Miesepetrix zu einem "echten" Schurken/Bösewicht, wie es ihn sonst in Asterix nur selten gibt. Meistens sind die Gegner ja nur Gegenspieler mit nachvollziehbaren Motiven, nicht echte Bösewichte. Da ist der Schluss mit dem Hai schon fast folgerichtig.
- Einer der Piraten - der, der immer Chansons singt - scheint eine Karikatur zu sein. Ich weiß aber nicht, von wem.
- Ebenfalls eine Karikatur scheint der Adjutant/Steuermann/Gehilfe (?) auf dem römischen Schiff zu sein.
- Warum freuen sich die Römer, wenn sie während der Schlacht von Obelix mit dem Corvus in die Luft katapultiert werden? Habe ich da irgendeinen Gag nicht verstanden?
- Gerade vor zwei Wochen fragte mich mein fünfjähriger Sohn, warum der Ausguck der Piraten "immer Lippenstift trägt". Was soll man da im Jahr 2019 antworten? "Der trägt keinen Lippenstift, dass ist nur eine für heutige Verhältnisse etwas unglückliche, weil potenziell rassistische Karikatur"? Habe mich dann irgendwie rausgewunden. Und jetzt mit Interesse festgestellt, dass im neuen Band die Lippen zwar noch da sind, aber braun koloriert, nicht mehr knallrot. Wo wurde wohl diese Entscheidung getroffen?