Ist Asterix rassistisch?

Allgemeine Themen, die etwas mit Asterix zu tun haben und Vorstellung aktueller Asterix-Hefte, -Filme und -Produkte.

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idemix
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Re: Ist Asterix rassistisch?

Beitrag: # 77266Beitrag idemix »

Nullnullsix hat geschrieben: 15. November 2024 00:16 (...)
(...)das wissen vermutlich die meisten, die hier mitlesen, aber in Anbetracht der deutschen Veröffentlichungschronologie und der betreffenden Auflagenhöhen wissen es vermutlich nur ca. maximal 10% der deutschen Asterix-Leser: 90% der Asterix-Leser kennen die Vorbild-Gebende Serie gar nicht. (...)
(...)
Ich würde hier sogar soweit gehen zu behaupten, dass mehr als 99% der deutschen Asterix-Leser das nicht wissen.
Ich wüsste das auch nicht, wenn ich nicht in diesem Forum mitlesen würde.
:idefix: wuff! wuff! JAUL? JÅUL! GRRRØØØÅÅRRR! :wuff:

Und so was schimpft sich Lyriker!
agrimensorik
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Re: Ist Asterix rassistisch?

Beitrag: # 77293Beitrag agrimensorik »

Rassismus ist als Thema perfekt für lange und hitzige Diskussionen. Der Vorwurf des Rassismus lässt sich herrlich dafür verwenden jemandem böse Absichten oder gar einen verwerflichen Charakter zu unterstellen. So weit so menschlich. Verrückt wird es aber, wenn man Rassismus alleine schon an der Verwendung einzelner Worte zu erkennen glaubt, wo jedem vernünftigen Menschen klar sein müsste, dass es bei Worten immer um die Zusammenhänge in denen sie verwendet werden geht.
Ich lebe auf dem Land und wenn ich im Ort erzähle, meine Nachbarn sind Bauern, ist jedem klar, dass diese eine Landwirtschaft betreiben. Würde ich von meinem Nachbarn als "Agrarökonomen", oder welche Bezeichnung auch immer gerade als korrekt gilt sprechen, würde ich im Ort bald gemieden, weil man ja nicht weiß, ob sowas vielleicht ansteckend ist!
Es wurde in diesem Forum in der Diskussion Monty Pytons "Das Leben des Brian" gestreift. Ein perfektes Beispiel. Die Truppe von Monty Pyton lässt in diesem Film kein Klischee aus und hat den religiösen Fanatismus, revolutionäre Eiferer, dekadente Besatzer, berechnende Bettler, mit Begeisterung steinigende Frauen und vieles mehr, auf der Schaufel. Meine Meinung - wer diesen Film nicht herrlich findet, sondern antisemitisch, frauenfeindlich oder was auch immer, hat nichts verstanden! Dasselbe gilt für die Frage "Ist Asterix rassistisch?" Wer das behauptet hat nichts verstanden. Punkt!
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Comedix
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Re: Ist Asterix rassistisch?

Beitrag: # 77294Beitrag Comedix »

Dein Posting trifft einen zentralen Punkt: Die moderne Welt tendiert immer mehr dazu, Themen in einfache, pauschale Kategorien einzuordnen – gut oder böse, richtig oder falsch, rassistisch oder unproblematisch. Es scheint, als ob ein differenziertes Betrachten der Zusammenhänge, in denen Worte, Handlungen oder Kunstwerke stehen, zunehmend verloren geht. Stattdessen wird oft mit dem Finger gezeigt, und wer nicht in das gewünschte Schwarz-Weiß-Schema passt, landet schnell in der "verwerflich"-Schublade.

Die Beispiele, die du nennst, verdeutlichen diese Entwicklung perfekt. Die Debatte darüber, ob „Das Leben des Brian“ antisemitisch oder „Asterix“ rassistisch sei, zeigt, wie oft wir in der heutigen Zeit bereit sind, jahrzehntealte Werke durch den Filter unserer aktuellen gesellschaftlichen Maßstäbe zu beurteilen – ohne zu fragen, welche Absicht dahinter stand, welchen Kontext sie hatten und welche Ironie sie möglicherweise vermitteln wollten.

Wir leben in einer Welt, in der der Gebrauch eines einzelnen Wortes oder ein augenzwinkernder Witz genügen können, um jemandem böswillige Absichten zu unterstellen, statt den Blick aufs Ganze zu richten. Diese Haltung nimmt der Diskussion nicht nur die Tiefe, sondern führt auch zu einer gefährlichen Polarisierung. Es braucht mehr Mut zur Differenzierung, mehr Bereitschaft, über den Tellerrand hinauszuschauen, und vor allem mehr Geduld, den Kontext zu verstehen, bevor man urteilt.

Es ist eben oft nicht die Absicht, die verurteilt wird, sondern nur das einzelne Wort oder Bild, das in einem anderen Licht betrachtet vielleicht gar nicht das meint, was man ihm unterstellt. Leider scheint genau diese differenzierte Betrachtung heutzutage immer seltener Platz zu haben. Stattdessen gewinnen Vereinfachung und Spaltung immer mehr an Raum – eine Entwicklung, die dringend hinterfragt werden sollte.
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WeissNix
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Re: Ist Asterix rassistisch?

Beitrag: # 77295Beitrag WeissNix »

Comedix hat geschrieben: 25. November 2024 16:21 Dein Posting trifft einen zentralen Punkt: Die moderne Welt tendiert immer mehr dazu, Themen in einfache, pauschale Kategorien einzuordnen – gut oder böse, richtig oder falsch, rassistisch oder unproblematisch.
Das ist die vergöttlichte "Digitalisierung" - das Digitale besteht eben aus Binärcode, Nullen und Einsen (wobei ich hinsichtlich derer, die die oben angesprochenen "gesellschaftlichen Masstäbe" meinen bestimmen zu müssen, eher für die Nullen halte!).

Es gibt 10 Arten von Menschen:
Die, die Binärcode verstehen, und die, die ihn nicht verstehen!


Das für mich bigotteste der letzten Zeit war für mich der Abbruch eines Reggae-Konzerts in der Schweiz, weil Zuschauer von der "kulturellen Aneignung" der musizierenden Weissen mit blonden Dreadlocks offenbar derart angewidert waren, dass sie nicht einfach selbst den Saal verlassen konnten, sondern allen anderen den Spass und den Musikern den Auftritt versauen mussten.
Warum erinnert mich solcher Mist nur an die Schilder und Berufsverbote der Nazis gegen alle, die ihnen nicht ins Weltbild passten.

Hat sich schon mal einer gertraut, ein Konzert von Lang Lang abbrechen zu lassen, weil er Bach, Beethoven oder Mozart in westlicher Kleidung spielt, oder dies auch nur als "kulturelle Aneignung" bezeichnet?
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert, hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
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