Hallo,
um das Ergebnis vorwegzunehmen: meine Rezension - wenn man den folgenden Text denn so nennen möchte - wird weder überschwänglich lobend noch eine Kaufempfehlung. Ich finde die Ausgabe überwiegend enttäuschend.
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass sich die Artikelbeschreibung der "Superluxusedition" seitens Egmont klammheimlich geändert hat. In der ursprünglichen Fassung, die man unter anderem noch
in der Comedix-Bibliothek lesen kann, hieß es:
In einem edlen Plexiglas-Kasten befindet sich ein großformatiges Buch, das die Arbeitsprozesse der Asterix-Künstler Didier Conrad und Fabcaro auf 112 Seiten abbildet. Neben dem fertigen Asterix-Abenteuer enthält das Buch Bleistiftzeichnungen und Skizzen Conrads sowie das Storyboard Fabcaros. Zusätzlich befinden sich in der Box fünf Drucke und zwei von Conrad und Fabcaro signierte Ex-Libris-Zeichnungen.
Nunmehr steht
in der Artikelbeschreibung:
Diese luxuriöse, großformatige Artbook-Ausgabe enthält das 40. Asterix-Abenteuer in schwarz-weiß - nicht nur in der fertigen, getuschten Version, auch die kompletten Bleistiftzeichnungen sind enthalten. Zudem kommen Skizzen und Vorstudien aus den Archiven von Fabcaro und Conrad zum Abdruck. Zusätzlich befinden sich in der Box fünf signierte Drucke.
Diese Änderung ist nicht nur textgestalterischer Natur, sondern eine Anpassung an die tatsächliche Gestalt und den Inhalt der Ausgabe. Also: Die Superluxusedition kommt
nicht in einem Plexiglaskasten (wie es bei dem Artbook zu Bd. 39 der Fall war) und enthält
nicht das Storyboard des Texters (wie es ebenfalls in dem Artbook zu Bd. 39 der Fall war).
Was die äußere Gestalt angeht, ist das keine Verschlechterung. Ich finde die Aufmachung der "Superluxusedition" von "Iris" sehr schön und edel. Es ist (wieder) ein Karton aus sehr fester, dicker Pappe (möglicherweise innen kunststoffverstärkt) zum Aufklappen, in dem das eigentliche Buch nebst den 5 Ex-Libris liegt. Ein Covermotiv mit Asterix, Obelix und dem zahmen Wildschwein ist in Gold eingprägt. Auch auf der Rückseite ist ein Motiv mit Asterix, Obelix und Majestix in Goldprägung vorhanden. Einen Kontrast bilden die aufgedruckten Silhouetten von weißen Irisblüten.
Das Buch selbst ist (wieder) ein gewöhnliches, großformatiges Hardcover-Buch mit Leinenrücken, Fadenbindung und etwas schlichterer Covergestaltung (gegenüber dem Original-Comic), auf dem nur das Konterfei des Antagonisten Visusversus unter dem Titelschriftzug zu sehen ist. Gegenüber dem Artbook zu Bd. 39 ist das sehr viel besser. Wir erinnern uns: Dort gab es diese Aufklapp-Mappe, in der rechts und links zwei Softcover-Bücher fest eingeklebt waren, von denen eines nach links und eines nach rechts zu blättern war - der Gipfel der Leseunfreundlichkeit (
hier meine Kritik dazu). Demgegenüber kann man dieses Buch problemlos auf einem groß genuten Tisch aufschlagen und in Ruhe durchblättern. Es liegt auch gut in der Hand (nur nicht auf Dauer, dazu ist es zu schwer).
Die 5 Ex-Libris sind okay. Zwei davon sollen originalsigniert sein (wobei von dieser Beschränkung in der aktuellen Beschreibung nichts mehr steht; es sind aber m.E. nur zwei handschriftlich signiert). Welche das sind und bei welchen die Unterschriften von Didier Conrad nur aufgedruckt sind, kann man ganz gut erkennen, denke ich. Die Motive der Serigraphien finde ich etwas mäßig gewählt, aber das ist sicher Geschmackssache. Solche Drucke waren noch nie meine bevorzugten Sammelobjekte.
Enttäuschend finde ich den Inhalt der "Superluxusedition". Schon in der Vergangenheit ist ja - wenn ich mich recht erinnere, nicht nur von mir - bemerkt worden, dass diese Bezeichnung irreführend und völlig verfehlt ist. Richtigerweise sollte man es bei der Bezeichnung Artbook belassen. Denn die Bezeichnung als "Superluxusedition" suggeriert, dass es ein Plus gegenüber der Luxusausgabe und der Normalausgabe im Hinblick auf den enthaltenne Asterix-Comic ist. Und das ist es nicht, da der Comic selbst überhaupt nicht in Farbe abgedruckt ist. Wer also maximal luxuriös den Comic genießen will, ist mit der Luxusausgabe, in dem er im Großformat abgedruckt ist, hervorragend bedient, während hier die Kolorierung "fehlt". Daher vermag die "Superluxusedition" weder die Luxusedition noch die Normalausgabe zu ersetzen.
Dies freilich war in Kenntnis früherer "Superluxuseditionen" zu erwarten und für mich noch keine Enttäuschung. Enthalten sind in dem Band die Bleistiftskizzen und die getuschten Comicseiten (schwarz-weiß) jeweils gegenüberliegend - in den Skizzen französischer Text, in den Tuschezeichnungen deutscher -, was einen Vergleich der Skizzen- mit der fertigen Fassung erleichtert.
Darüberhinaus findet sich in dem Buch aber nur noch ein 18-seitiger Teil mit bunt zusammengewürfelten Skribbles und Vorskizzen einzelner Panels, Szenen und Figuren. Diese sind weder beschriftet, so dass man sie danach einordnen könnte, wer sie geschaffen hat (Fabcaro oder Conrad; was bei sehr einfachen Frühskizzen beides möglich scheint), welchen Arbeitsschritt sie darstellen oder wieviele Versionen es von diesem Bild gegeben hat, noch bilden sie ein in sich geschlossenes Ganzes, das insoweit irgendwie selbsterklärend wäre. Man sieht in einzelnen Bildern, dass Didier Conrad sich anscheinend mehrfach mit unterschiedlich farbigen Stiften selbst korrigiert und mit den Posen und Mimiken verschiedener Figuren etwas experimentiert hat. Aber ohne weitere Erläuterung bleibt es ein bunt und ohne erkennbare Ordnung zusammengewürfeltes Sammelsurium - zumindest für den Laien in Sachen Zeichnen.
Ich habe jetzt nicht abgeglichen, wie es in den früheren "Superluxusausgaben" war. Wenn man allerdings in das Artbook zu Bd. 39 (welches Egmont ja quasi heimlich veröffentlicht und nie über seinen Verlagsshop angeboten hat) schaut, dann ist darin das komplette Storyboard von Jean-Yves Ferri in Gestalt von grob skizzierten Comicseiten enthalten. Das war - bei aller Kritik an der Machart bzw. Leseunfreundlichkeit des Bandes - interessant zu sehen. Insofern wäre es ebenfals sehr interessant gewesen, die Arbeit von Fabrice Caro zu sehen. Hat er ebenfalls eigene Vorskizzen erstellt - und wie sehenn die gegebenenfalls aus - oder eher wie Goscinny rein textlich gearbeitet? Man erfährt es nicht.
Wenn man einmal vergleicht, ist zu den "Superluxusausgaben" zu Bd. 37 (
https://www.egmont-shop.de/asterix-nr-3 ... n-italien/) und 38 (
https://www.egmont-shop.de/asterix-38-s ... usausgabe/) im Egmont-Verlagsschop jeweils eine Seitenzahl von 122 angegeben, bei der "Superluxusedition" zu Bd. 40 nur eine Seitenzahl von 112 Seiten. Wie gesagt, habe ich es jetzt in meiner Sammlung nicht abgeglichen. Aber es spiegelt jedenfalls den gefühlten Mangel an interessantem (Hintergrund-)Inhalt zu dem jüngsten Asterix-Abenteuer treffend wieder. Ob es so ist oder nicht, das Buch scheint um die zehn Seiten "Extras" zu wenig zu haben. So macht es den Eindruck von (insbesondere gegenüber der Luxusedition, die die Skizzen ja schon beinhaltet) relativ wenig Inhalt, der edel und pompös aufgemacht verkauft wird. Dass ich den Kauf unter der Vorstellung des alten Werbetextes, welcher das Storyboard von Fabcaro angekündigt hatte, getätigt habe, hat zu der Enttäuschung sicherlich sein Übriges hinzugetan.
Ich will nun gar nicht darüber lamentieren, ob der Band 250,00 € wert ist. Das ist ohnehin ein Buchpreis, der sich an intensive Sammler richtet, welche jetzt nicht jeden Euro umdrehen müssen. Wer da einen konkreten "Gegenwert" erwartet, damit sich jeder Euro gerechnet hat, ist wohl nicht die Zielgruppe der Ausgabe. Das war schon nicht anders, als die "Superluxusausgaben" noch 200,00 € gekostet haben. Aber unabhängig von der konkreten Preisgestaltung hätte ich gerade bei einer so exklusiven Ausgabe doch einen größeren "Lesegewinn" erhofft. Die signierten Drucke sind eher eine nette Beigabe, ersetzen für mich aber nicht ein inhaltlich gehaltvolles Buch.
Ich kann also - außer intensiven Sammlern, die den Band der Vollständigkeit wegen ohnehin haben wollen bzw. "müssen" - eigentlich für niemanden eine Kaufempfehlung aussprechen. Wer die Luxusausgabe hat, ist m.E. besser bedient. Ob Comicliebhaber, die selbst etwas von der Zeichenkunst verstehen, aus der "Superluxusedition" noch weitere Erkenntnisse oder Genüsse ziehen können, vermag ich aber natürlich nicht zu beurteilen.
Gruß
Erik